Warum Georgien in meinem Gedächtnis bleiben wird // Why Georgia will always be on my mind



Ja ich weiß, es ist noch nicht vorbei. Noch habe ich dreieinhalb Monate Zeit mein Leben in Georgien weiterzuleben. Aber nach acht Monaten kann ich bereits sagen, dass sich die Anzahl georgischer Stempel in meinem Reisepass mit Sicherheit weiter erhöhen wird. Natürlich ist das Land nicht perfekt, aber welches Land ist das schon? Wie ich bereits mal in meinem Blog erwähnt habe, glaube ich, dass man fast jeden Ort zu seiner Heimat machen kann, wenn man nur dran bleibt und lernt, sich auf Ungewohntes einzulassen. In diesem Artikel möchte ich euch etwas mehr vom Land zeigen, was in den letzten Blogbeiträgen leider ein wenig kurz gekommen ist. Diesmal gibt es also viele Bilder, Eindrücke und ein paar Infos zu meinem Leben in den letzten acht Monaten.

I know, it's not over yet. I still got three and a half months left to live the life I've been working for the last eight months. For now I can already say that the amount of Georgian stamps in my passport will definitly increase. Even though the country is surely not perfect (but which one is?) I've kind of fallen for it. Like I said in another blog post before, I believe that you can make every place your home if you just keep trying to be openminded for new things. This post is supposed to give you some more impressions of what Georgia is like as it seems that many people know more about the state Georgia than the country. Whereas my last posts were more philosophic with only a very few pictures, this one should give you a better idea about my life in the last eight months. 

1. Straßenhunde // Stray dogs

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein klein wenig hundeverrückt sein kann. Seit ich in Georgien bin, hat sich das noch ziemlich verstärkt und ich muss mich wirklich zusammenreißen, nicht bei jedem Hund stehen zu bleiben und ihn zu streicheln oder mitzunehmen. In Ozurgeti habe ich schon den Stempel der verrückten Hundedame bekommen, die durch die Straßen rennt, Hunde füttert und ein bisschen Liebe schenkt. Während man in Tbilisi, Batumi oder Kutaisi weniger "Härtefälle" sieht, hat mir die Situation in Ozurgeti anfangs ziemlich zugesetzt. Viele Hunde, viele Welpen bis auf die Knochen abgemagert und von Hautkrankheiten übersät. Das nicht zu sehr an sich heranzulassen war und ist für mich die schwierigste Aufgabe hier. Auch wenn es unter den Hunden zu Kämpfen kommt, haben sie großen Respekt vor Menschen. Viele Georgier gehen ihnen aus den Weg, aus Angst vor dem Hund an sich oder den Krankheiten, die er mit sich bringt. Manche werfen ihnen dennoch mal etwas Essbares zu, wenn auch aus sicherer Entfernung oder vom Balkon. Mein Herz fängt jedes Mal an zu schmerzen, wenn ein Hund sich vor mir fürchtet weil er Gewalt erfahren hat oder ich einen Hund sehe, der sein Leben lang an einer kurzen Kette im Garten gehalten wird. Aber ich bin ebenfalls traurig, wenn ich sehe, dass es vielen Menschen, insbesondere in den ländlichen Gebieten, nicht besser geht. Das Verhältnis zu Hunden ist hier kulturell geprägt ein anderes. Und man muss sich eingestehen, dass es den Hunden nicht besser gehen wird, solange ein Viertel der Georgier noch in absoluter Armut lebt. Nichtsdestotrotz hat mir die Nähe zu den Tieren hier gezeigt, dass ich mich in Deutschland wieder mehr für den Tierschutz einsetzen möchte, vielleicht ja irgendwann sogar in Kooperation mit Georgien.

Those who know me, know that I can get a little bit crazy about dogs sometimes. Since I'm in Georgia this feeling has increased and sometimes I need to pull myself together to not pet every dog or just take it with me. People in Ozurgeti already know me as the crazy dog lady who is walking through the streets feeding dogs and spreading love. 
Whereas there are less hardship cases in bigger cities like Tbilisi, Batumi or Kutaisi, the situation in Ozurgeti has been really hard for me, especially at the beginning. Many dogs and puppies have been starving and are full of skin diseases. It's still difficult for me to accept the situation as it is even though it changed a few weeks ago. I don't know why but it seems like the local government let most of the hardship cases in town "disappear". From one day to another they were gone, out of sight, out of mind. Those who gained acceptance are still living on the streets of Ozurgeti. Even though it can get very rough among the dogs, they all respect humans. Many Georgians try to avoid them as they are afraid of the dog itsself or its diseases which means they don't touch them but they still throw some food for them on the street. My heart starts to hurt everytime I'm trying to touch a dog that is too scared to come closer or if I see a dog who is leashed outside the whole year . But I also get sad when I recognize that there are many people in Georgia especially in the rural areas who are not better off. The relation between dogs and humans is definitely culturally determined and as long as one out of Georgians lives in absolute poverty the dogs won't have a better life either. Nonetheless, being so close with all those wonderful creatures here showed me that I want to commit myself more to animal protection again. 


 2. Landschaft // Landscape

Die Landschaft ist einfach nur atemberaubend. Auch wenn das Land flächenmäßig nur etwas größer ist als Niedersachsen, hat es sehr viel mehr zu bieten. Maritimes und kontinentales Klima, Steppe und Trockenheit, Alpine Landschaften und Hochgebirge und Tropen am Schwarzen Meer. Nach acht Monaten hier habe ich schon einiges sehen können, habe aber trotzdem noch viele Orte offen. Die folgenden Bilder geben zumindest einen kleinen Eindruck von dem, was sich landschaftlich erwarten lässt.

Georgia's landscape is truly amazing. Even though the country is quite small (approximately as big as Suisse) it has much to offer. Maritime and continental climate, steppe and drought, alpine landscapes, high mountains and tropics at the Black Sea. After eight months I've already seen a lot but there are also many places I still need to visit. The following pictures are supposed to give you a little impression of what you can expect of Georgia's landscape.


Gomis Mta (Guria)

Schwarzes Meer in Batumi // Black Sea Batumi



Ski Resort Gudauri im Kaukasus



Sighnaghi (Kachetia) 



David Garetscha (an der Grenze zu Aserbaidschan) // David Gareja (border to Azerbaijan)


3. Tiflis // Tbilisi

Ich habe mich bereits ziemlich schnell nach meiner Ankunft in die Hauptstadt Georgiens verliebt und mich konnten immer nur einige Wochen von ihr trennen. Mittlerweile verbinde ich viele wundervolle Erinnerungen mit Tbilisi und weiß es sehr zu schätzen, dem Kleinstadtleben zwischendurch entkommen zu können. In der Stadt leben 1,4 Millionen Menschen, selbst die zweit- und drittgrößte Stadt (Kutaissi und Batumi) wirken daneben ziemlich leblos. Tiflis bedeutet nicht nur Großstadt, sondern Freiheit, Bildung und Perspektive. Jeder, der die Möglichkeit hat, in Tiflis zu leben und nach der Schule etwa zu studieren, geht dorthin. Nur an Feiertagen, wie etwa Ostern oder Weihnachten, ziehen Karawanen von jungen Menschen in die Dörfer im ganzen Land um ihre Familien zu besuchen. Bisherige Versuche der Dezentralisierung sind gescheitert, die Bedeutung Tiflis' ähnelt der Situation des früheren Paris. Auch der Tourismus beschränkt sich bei den Städten hauptsächlich auf Tiflis. Touristisch gesehen wird dennoch das ganze Land immer beliebter, sodass sich insbesondere die Hauptstadt entwickelt und mehr Cafés, Führungen, Exkursionen, Hotels etc. bietet. Wer überlegt nach Tiflis zu reisen, was ich definitiv empfehle, sollte nicht allzu lange damit warten. Je früher man die Stadt im Umbruch bereist, desto eher bekommt man noch etwas vom "alten" Tiflis mit.

I fell in love with Georgia's capital pretty early so that I've been there a lot in the past eight months. I've had so many great experiences there and I absolutely appreciate it to be able to escape the small town feeling I get in Ozurgeti (even though I learned to consider it as my little green oasis). Tbilisi has 1.4 million inhabitants - the second and third biggest cities Kutaisi and Batumi seem to be quite lifeless compared to the capital. Anyway, Tbilisi isn't only a big city but means freedom, education and perspective. Everyone who got the chance to live and maybe even study there after school takes that chance. Only to spend some time with the family on holidays like Easter or Christmas a caravan of people set forth in direction to villages all over the country. Even though the government has already tried to show more effort regarding decentralisation, the city is still Georgia's crucial point and is comparable to Paris a few years ago. Also tourism is mostly limited to Tbilisi even though the whole country gets more and more popular. There is an increasing number of tourist offers, international cafés, excursions and hotels in Tbilisi so that if you're thinking about coming to Tbilisi you should do it as soon as possible to be able to experience at least somehow the rest of the "old" Tbilisi. 

Blick über die Stadt // View from the Mother of Georgia

Tiflis in der Nacht // Tbilisi at night 

Sameba Kathedrale, größte Kirche Georigens // Sameba Cathedrale, biggest church in Georgia 

Altstadt Tiflis // Old town Tbilisi

Untergrundbar // Underground bar 

Fabrika Hostel Innenhof mit Bars // Backyard of the Fabrika Hostel

Fabrika Hostel Lounge 

4. Die Menschen // The people

Ich möchte hier keinen generellen Lobgesang auf alle Menschen singen, die mir seit Beginn meines Freiwilligendienstes begegnet sind. Es gibt überall Menschen, die man mehr oder weniger mag, unabhängig von Nationalität, Religion, Aussehen oder Sonstigem. Die Menschen allerdings, die ich getroffen habe und zu denen ich mittlerweile eine Beziehung aufgebaut habe, werde ich nach Georgien mit Sicherheit im Gedächtnis behalten.
Bereits kurz nach Beginn meines Dienstes, im Oktober, habe ich meinen jetzigen Freund in Tiflis kennen gelernt. Auch wenn ich natürlich nicht vor hatte, mich in diesem Jahr zu verlieben - unverhofft kommt ja bekanntlich oft. Nach einigen Wiedersehen in Bulgarien und Deutschland, da er nur auf Durchreise in Georgien war, sind es jetzt noch zwei Tage, bis Matthew zu mir nach Georgien kommt, worauf ich mich unglaublich freue.
In meiner Mitfreiwilligen Leonie, die in Tiflis wohnt und auch in Jule, meiner Vorfreiwilligen, die ihren Dienst um ein weiteres Jahr verlängert hat, habe ich außerdem zwei neue Freundinnen gefunden, die meine Vertrauenspersonen hier in Georgien geworden sind. Leonie gibt mir durch ihre Ruhrpott-Ader das Gefühl von Heimat, sodass unsere Beziehung von Anfang an direkt, offen, ehrlich und von Humor besetzt war. Jule ist einer der nettesten Menschen, die ich bisher getroffen habe (und das ist mittlerweile ein Kompliment) und bringt mir damit unbewusst bei, empathischer und offener zu sein. Ich kann mich mittlerweile tatsächlich entschuldigen, falls ich überraschenderweise mal falsch liege!
Ebenso bin ich wirklich glücklich mit meiner Einsatzstelle und meinen Arbeitskollegen. Durch die sprachliche Barriere habe ich die engste Beziehung zu meiner Mentorin Marika, die Deutsch spricht und meiner englischsprachigen Kollegin Sopho. Aber auch der Rest der Young Pedagogues' Familie ist unheimlich herzlich und hat von Anfang an versucht, das Jahr zu etwas ganz Besonderem zu machen. Insbesondere bei meiner Chefin Marina weiß ich das sehr zu schätzen, da sie immer genug Zeit findet, um mit mir über mögliche Probleme oder Herausforderungen zu sprechen und bisher immer sehr offen meinen Vorschlägen gegenüber war. Auch die Tatsache, dass ich ohne Probleme während meines Dienstes nach Deutschland fliegen konnte, habe ich ihr zu verdanken. Durch die Menschen, die mich tagtäglich auf der Arbeit umgeben, macht mir alles, was ich hier tue, unheimlich Spaß. Ich bin gefordert, kann mich einbringen und habe das Gefühl, jederzeit offen über alles kommunizieren zu können.
Auch die Bekanntschaften mit Freiwilligen aus aller Welt weiß ich sehr zu schätzen. Durch Gespräche mit ihnen, mit Georgiern, die teilweise einfach unheimlich gastfreundlich und liebenswert sind (das Ausmaß an Gastfreundlichkeit ist tatsächlich nicht mit Deutschland vergleichbar), wird mir immer wieder vor Augen geführt, wie klein mein bisheriger Horizont doch war und dass man wirklich nie auslernt.
All diese Menschen haben meinen Dienst bereichert und bisher einen riesigen Teil dazu beigetragen, dass ich mich wirklich wohl fühle in diesem kleinen Ort in diesem kleinen Land im Kaukasus. Ich freue mich jetzt unheimlich auf den Sommer, der noch Einiges bereithält, auch wenn ich vor meinem inneren Auge bereits skeptisch betrachte, wie sich die Zeiger der Uhr gefühlt immer schneller bewegen.

I don't want to pretend loving all the people I've met since my volunteer duty has begun. There are always people you like more or people you like less, independent from their nationality, religion, appearance or other matters. But those people who I've met and can call my friends now somehow are those who will stay in mind. 
Already a short time after I've come to Georgia in October, I met my current boyfriend in Tbilisi. Even though I didn't plan to fall in love - things always seem to happen when you least expect them. After two reunions in Bulgaria and Germany, Matthew is finally coming to Georgia in two days and I just can't wait for it. It has already been a wicked time but I'm sure it'll get even more exciting. 
Besides that I also found two really good friends with my co-volunteer Leonie, who is living in Tbilisi and Jule, the former volunteer of my organisation who decided to stay for one more year. As Leonie and me are from the same region in Germany we do have a lot in common and from the very beginning our relationship could be characterized as honest, direct and humorous. Jule  is one of the nicest persons I've ever met (and this is a compliment by now) and she teaches me subconsciously how to be more empathic and openminded. Now, I would sometimes even manage to apologize if I was suprisingly wrong!
Also I'm just super happy with my workplace and my colleagues in Ozurgeti and the Tbilisi office. Because of the still existing language barrier my closest persons here are my mentor Marika, who can speak German and my English-speaking colleague Sopho. Everytime I'm working at the Tbilisi office I also appreciate all the fun I have with my super sweet colleagues Salo and Nini. I still need to mention the rest of the Young Pedagogues' family as they are all incredibly nice persons and have done everything they could to make this year in Georgia one of the best years I've had. Especially my boss Marina has been openminded for everything I suggested and has a friendly ear everytime I've been struggling with something at work. Also I'm very grateful that she let me go to Germany two times without hesitation. Because of my amazing colleagues I'm happy at work and feel challenged. 
Moreover I really appreciate the acquaintances with all the other volunteers from all over the world as well as with all the Georgians I've met so far.  It has shown me how important it is to broaden one's horizont and that you never stop learning. 
All those people have enriched my duty here and are one reason why I'm feeling good in this small town in this small country in the Caucasus. Now I'm just totally looking forward to summer as there's still so much to do even though I'm already being a bit sceptical about how fast time is running. 

Leonie, Marta, Jule und ich 

Meine Arbeitskollegen // my colleagues

von links: Sopho, Ich, Marika, Tamuna // from the left to the right: Sopho, me, Marika, Tamuna


mit Jule und meinen Tiflis Arbeitskollegen Salo und Nini // with Jule and my colleagues from Tbilisi Salo and Nini 

mit Matthew in Bulgarien // with Matthew in Bulgaria 



Leonidas et moi 


Im April waren außerdem noch Niclas und meine Mutti zu Besuch da, was mich unheimlich gefreut hat. Also nochmal Danke dafür // Also in April my best friend and my mom visited me which made me really happy, so thank you a lot


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