Das Streben nach Glück // The pursuit of happiness

Die letzten Wochen waren eine Achterbahnfahrt für mich, der letzte Monat verging wie im Flug und trotzdem ist so viel passiert. Ich sitze gerade in meinem Büro in Ozurgeti, schaue unten rechts auf das Datum auf dem Bildschirm, 30.05.2018. Damit sind es noch 73 Tage in Georgien, bevor ich wieder zurück nach Deutschland und dann wer weiß wohin gehe.
Wenn ich heute nach der Arbeit nach Hause gehe, bin ich dort alleine. Wie bereits in vorherigen Blogeinträgen erwähnt, habe ich mich in Tbilisi in einen Schotten verliebt und wir haben nach ein paar weiteren Treffen den Schritt in eine (Fern-)Beziehung gewagt. Und obwohl wir dachten, dass der Part mit der Distanz die größte Schwierigkeit darstellen würde, zeigte sich, dass es auch hier nicht einfach ist. Die Zeit nach seiner Ankunft Ende April bis jetzt war zugleich sehr schön aber auch anstrengend mit vielen Schwierigkeiten. Alles passierte in nur wenigen Wochen, sodass ich zwischendurch tatsächlich das Gefühl hatte, ich müsste mich nach der Kamera umsehen, die hier eine Folge für "Californication" drehen will.
Meine letzte Beziehung war so einfach, so entspannt, dass ich es nie gewohnt war, einen Streit zu haben oder wirklich gefordert zu werden. Ich habe seit meiner Kindheit Konfrontationen gemieden und es bis vor einigen Wochen auch immer gut durchziehen können. Zumindest bis ich mit jemandem zusammengelebt habe, der eine starke eigene Meinung hatte und gewillt war, wenn auch manchmal ein bisschen Zeit verstreichen musste, zu kommunizieren und zu diskutieren. Die zwei wichtigsten Elemente einer Beziehung - Vertrauen und Kommunikation. Mit beidem hatten wir in den letzten Wochen unsere Schwierigkeiten, vieles ging schief und auch eine Ein-Zimmer-Wohnung in meinem Dorf hier, in dem jeder Neuling erstmal kritisch beäugt wird und in dem es fast nichts zu tun gibt, half nicht wirklich.

The last few weeks have been like a rollercoaster for me, the last month flew by even though there has so much happened. I'm sitting in my office in Ozurgeti now, starring at the date in the bottom right of my screen, it's the 30th of May 2018. That means it's only 73 days left in Georgia before I'm going back to Germany and then who knows where. 
When I'm going home today after work, I'll be there on my own. Like I mentioned in a few blog posts before, someone came to visit me, a Scottish guy I fell in love with last year in Tbilisi. After meeting up two more times in Bulgaria and Germany we took a huge gamble and started a (long distance) relationship. Even though we both thought the time we're apart from each other would be the hardest part of it, it turned out that there were many more difficulties waiting for us. He moved to Georgia for me and from his arrival until now it has been wonderful and exhausting at the same time and as it has all happened in such a short period of time I sometimes just looked around to find the camera that would film another crazy episode of "Californication". 
My last relationship was just so easy, so relaxed (as we both avoided arguments) that I wasn't used to discuss or being challenged.  I've also tried to avoid confrontation since I've been a child and I managed to keep it that way until I decided to move together with someone who has a strong opinion and was willing to communicate and discuss even though it could take him some time (and it had to be him as I'd never search for confrontation). I was told that the two most important characteristics of a relationship are trust and communication. We've had our difficulties with both, many things have gone wrong and living in a small one room apartment in a little town, in which every stranger is round-eyed as there's nothing else to do hasn't helped at all. 

Wenn ich also jetzt nach der Arbeit alleine zuhause sitze, bin ich natürlich auch traurig. Traurig, dass etwas anscheinend nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt habe. Etwas, das schon beinahe perfekt schien, zumindest für mich. Dass ich das letzte Mal zugegeben habe, wegen etwas wirklich traurig zu sein, dürfte schon einige Zeit her sein. Vor anderen Gefühle zu zeigen war nie wirklich ein herausstechendes Merkmal meiner Familie. Das ist also mal ein kleiner Selbstversuch, ein bisschen ehrlicher mit mir selbst zu sein. Im Endeffekt ja auch nichts besonderes, jeder hat mal Liebeskummer oder fühlt sich allein. Die meisten Menschen haben eben nur kaum den Drang, das Gefühl mit mehr als ihrem engsten Kreis zu teilen oder in meinem Fall mit irgendjemandem. Ich habe mich bisher immer auf eine bestimmte Art und Weise geschämt, wenn ich Probleme hatte und habe auch eigentlich nie um Ratschläge gebeten. Nach meiner langjährigen Beziehung haben sogar meine mitunter besten Freunde erst durch meine Wohnungsannonce auf Facebook von der Trennung erfahren. Fragen stellen sollte mir sowieso niemand - klassische Vermeidungstaktik, wenn es um Emotionen geht. Aber hey, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung und ich bin gewillt, mich zu bessern.

So when I'm sitting alone on my bed now after finishing work, I'm actually just sad because something I wanted to make work so badly didn't go as planned even though it just seemed to be perfect. The sad thing is that I can't even remember the last time I admitted that I'm actually sad. Showing feelings in front of others (except of happiness) was not very usual in my family. Writing down this text is not only helpful for me to process everything but also to see if I can get better somehow although it's not even that special. Everyone feels lonely sometimes or gets lovesick. Most people just don't have the desire to share this feeling with anyone but their closest friends and family and I didn't want to share it with anyone at all. I've always been kind of ashamed for having problems so that I never really asked someone for advice. Even after my long-term relationship I just posted "new tenant wanted" on Facebook to inform some of my best friends about the break up instead of talking to them right away. Asking any questions was forbidden - my classical avoidance tactics when it comes to emotions. But hey, a fault confessed is half redressed and I'm willing to get better. 

Wie dem auch sei, heute sieht es so aus, als würde ich die letzte Zeit in Georgien alleine verbringen und das ist absolut in Ordnung. Ich will meine letzten Wochen hier genießen und so viel wie möglich mitnehmen. Leider muss ich mich aber auch langsam aber dringlichst mit meiner Zukunft auseinandersetzen und ich bin noch genauso unentschlossen wie vor einigen Monaten.
Studium, Master oder Bachelor? Welche Stadt oder welches Land? Welches Fach? 
Arbeit? Welcher Beruf und wie lange? Welche Stadt oder welches Land? 
Reisen? Wie lange? Wie viel Geld kann ich ausgeben? Wohin? 
Ein anderer Freiwilligendienst? Wo? Welche Art von Arbeit? 
Ich fühle mich durchaus ein wenig verloren momentan. Es gibt unzählige Möglichkeiten und ich bekomme das Gefühl, mir rennt die Zeit davon. Ich bin jetzt 25 Jahre alt (Kindergeld, Ade!) und müsste doch langsam wissen, in welche Richtung ich gehen möchte? Ich versuche kleine Schritte in Richtungen zu machen, die mich interessieren. Ich habe mich für den TOEFL Englisch Test angemeldet, der im Juli in Tiflis stattfindet. Damit kann ich dann nicht nur in Deutschland aber auch vielen anderen Ländern Europas, Amerika oder sonst wo studieren oder arbeiten. Denn was mir der Dienst in Georgien aufzeigt, ist mein ständiges Gefühl des Fernwehs. Ich möchte viel von der Welt sehen, nicht nur in Deutschland arbeiten, weil ich dort geboren wurde und es bequem ist, aber die Chancen nutzen, die wir in der EU haben und mich weiterentwickeln. Naja, wie man so schön sagt, die Zukunft wird es zeigen und spätestens im August weiß ich dann mehr. Bis dato genieße ich die letzten Wochen so gut es geht, gehe am Wochenende campen, nächste Woche mit meiner Organisation nach Kakehtien und auf einem Festival im Juni endlich mal wieder zu elektronischer Musik ein bisschen absteppen.

Nevertheless, now it seems like I'm going to spend the last time in Georgia on my own and that's okay. I want to enjoy the last weeks of this absolutely exciting experience and I've already learned a lot, mostly about myself. Unfortunately I also need to think about my future and I'm just as undecided as a few months ago. 
Going back to university? Bachelor or master studies? In which city or country? Which subject? 
Start working? What kind of job and for how long? In which city or country? 
Go travelling? For how long? How much money could I spend? Where do I want to go? 
Another volunteer duty? Where? What kind of work? 
I definitely feel lost at the moment. Lost because all I've thought about for my future in the last eight months considered me having someone by my side but also because there are just so many possibilities and I get the feeling that I need to decide very soon. I'm 25 now (child allowance, goodbye!) and should know better what do to with my life, shouldn't I? But despite having the feeling of being lost I also feel that everything will be fine somehow and I will be in happy in a few years doing something I love, whatever and wherever that might be. For now I'm trying to find a direction, that's why I registered for an English test in Tbilisi in July which allows me to study or work abroad. An important thing the duty in Georgia has shown me is that I don't want to stay in Germany all the time just because I was born there which makes it convenient. I want to make experiences all over the world, be challenged and should also use the possibilities that are given to me to improve myself.
At the moment, it's hard to think about all this and stay positive when there are actually other things on my mind but I'm trying my best to focus on my pursuit of happiness.  And I know that I can be so lucky already with everything I got and all the experiences and valuable lessons I've had so far being surrounded by so many great humans.
Long story short, time will tell. Latest in August I'll know more about what to do with my life. In the meantime I just want to enjoy the last weeks as well as I'm able to so that I'm going to go camping this weekend, spend some time with my organisation in the wine region Kakheti next week and in June, finally (!), I will smell the wonderful scent of techno again on the Tbilisi Open Air Festival. 






Kommentare

  1. Mannometer! Erst jetzt fällt mir auf was ich alles von deinem Leben verpasst habe. Aber da auch bei mir so viel passiert kein Wunder! Ich freue mich, dass wir uns bald wieder in die Arme nehmen können❤

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  2. Dein Blog ist ����. Sehr gut geschrieben, Frau Frühling.

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